Moral in einer fiktiven Welt
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Moral in einer fiktiven Welt
von Adrian am 06.04.2013 10:33Mal was moralisch/religiös/philosophisches:
Angenommen wir würden in einer Welt leben, in der "Gott" auf jeden Fall existiert und sich als König der Menschen etabliert hat und Urteile über Recht und Unrecht fällt, es aber erlaubt, dass man Kinder (sagen wir ein Alter von 4-9) für sexuelle Handlungen nutzt, wäre es dann moralisch verwerflich, wenn dies geschehen würde? Gehen wir ein wenig weiter, was wäre wenn Gott sogar sagen würde, dass es in Ordnung sei, wenn die Kinder es nicht wollen und man es trotzdem tut?
Eben dieser Gott hat in dieser Welt auch verordnet, dass die Frau unter dem Mann steht und das diese wie ein Tier gehalten werden darf und ebenfalls geschlagen werden kann, sofern dies der Wunsch des Mannes ist. Wäre dies moralisch verwerflich?
Ich denke, dass diese Beispiele reichen sollten und sie bereits bitter bei vielen aufstoßen werden.
Persönlich muss ich sagen, dass ich mich auf keine eindeutige Antwort festlegen kann, da Gott ja nach unseren Vorstellungen Allwissend und Allmächtig ist, allerdings die Moral uns gebieten würde, ihm zu widersprechen. Das Problem ist allerdings, dass Gott eigentlich Recht haben muss, weshalb es moralisch nicht falsch sein dürfte.
Was denkt ihr? Vergesst bitte nicht, dass dies nur Beispiele sind und ich mich über weitere Szenarien, vor allem aus Bekannten Werken, freuen würde.
Ich bin mit der Gesamtsituation auf diesem Planeten unzufrieden.
Re: Moral in einer fiktiven Welt
von Samaraner am 06.04.2013 14:25Du machst einen grundlegenden Fehler indem du Moral als eine Konstante definierst. Sie ist aber nichts weiter als eine kulturelle Variable, festgelegt durch die vorherrschende Meinung innerhalb einer Kultur.
Wenn die Menschen diesen "Gott" in deiner fiktiven Welt als uneingeschränkt höchste Instanz akzeptieren, und die Geschichte lehrt uns dass die Mehrheit der Menschen das sofort tun würde, wären all seine Handlungen per Definition moralisch legitim. Und nach einer gewissen Zeit würden sich die Menschen als Kollektiv an diese Moral gewöhnen und sie sogar selbst verteidigen.
Aus hundert Kaninchen wird niemals ein Pferd und aus hundert Verdachtsgründen niemals ein Beweis.
LoopyAndLun...
Gelöschter Benutzer
Re: Moral in einer fiktiven Welt
von LoopyAndLunatic am 06.04.2013 18:43Kann da Sama nur zustimmen, es hängt ganz von der Definition von Moral ab.
Wir, ich spreche jetzt mal von einem Großteil der westlichen Zivilisation, würden solche Handlungen natürlich als unmoralisch empfinden, weil es in unserer Kultur so ist, aber ds hat ja dann nichts mit der fiktiven Welt zu tun.
Es gibt ja auch schon hier verschiedene Moralvorstellungen, wenn du z.B. unser Moralempfinden mit dem von manchen (z.B.) afrikanischen Stämmen vergleichst, welche heute noch Beschneidungen bei Mädchen vornehmen, welches bei uns auch moralisch unvertretbar ist.
In dem Sinne, wäre es in dieser Gesellschaft auch wahrscheinlich moralisch richtig so zu handeln, bzw. wenn man es allgemein fassen kann, da die meisten Menschen schon in der Hinsicht indoktriniert wurden.
Re: Moral in einer fiktiven Welt
von DeepSchizo am 11.04.2013 17:39-Wikipedia
In deiner fiktiven Welt geht es um das Bezugssystem "Ein-Gott-Religion". Dieser Gott schreibt gewisse Gebote und Prinzipien vor. Da er angesehen ist, wird die Menschheit ihm folgen.
Der scheinbare Widerspruch der fehlenden Moral ergibt sich aus der Definition. Ich dachte auch erst, dass Moral mit Ethik zu tun hätte, welche einen universellen Anspruch hegt. Tatsächlich geht Moral aber von EINEM System aus, also mit einem bestimmten Weltbild (z.B. Religion, Kommunismus, Tradition, Humanismus...).
Wenn man nun aber auf die Ethik umschwenkt, sieht es anders aus. Menschen grundlos weh zu tun ist Unrecht. Die heikle Frage ist natürlich, wann ein Grund gerechtfertigt ist. Dass wäre z.B. beim Kampf um Leben und Tod der Fall. Wenn die Autorität Gott die Todesstrafe aussetzt, wäre man also aus dem Schneider^^ In allen anderen Fällen könnte man das gut mit dem "Milgram-Experiment" vergleichen (oder der NS-Zeit).
Fazit:
Jeder muss in erster Linie für sich selbst klären, wie er zu handeln hat. Das System wirkt aber aktiv und passiv auf diese Entscheidungsfindung ein (aktiv durch das Formen des eigenen Weltbildes, passiv durch Strafen/soziale Ausgrenzung...).
Re: Moral in einer fiktiven Welt
von Samaraner am 11.04.2013 20:33Also was die Ethik angeht muss ich widersprechen. Genauso wie es verschiedene Moralvorstellungen gibt, gibt es auch verschiedene Ethiken. Das ergibt sich schon aus der Definition, schließlich befasst sich die Ethik allgemein mit der Frage nach der Moral beziehungsweise ihrer Begründbarkeit. Zu sagen dass die Moral subjektiv, die Ethik aber objektiv bewertbar ist kann demnach gar nicht stimmen.
Alle weiter verbreiteten Ethiktheorien haben ähnliche Grundsätze. Das ist nur logisch, da es in der Natur des Menschen liegt nach beispielsweise Frieden zu streben. Eine Vorstellung die dies verneint würde nie in größerem Maße akzeptiert werden. Die weit verbreiteten Moralvorstellungen unterscheiden sich daher größtenteils nur in Kleinigkeiten, auch wenn diese Kleinigkeiten für die Betroffenen natürlich fundamental zu sein scheinen. Nichtsdestotrotz sind Moral und Ethik vollkommen frei auslegbar und aus objektiver Sicht werteneutral.
Aus hundert Kaninchen wird niemals ein Pferd und aus hundert Verdachtsgründen niemals ein Beweis.
Re: Moral in einer fiktiven Welt
von Mattusch am 12.04.2013 10:25Nettes Thema.
Bei mir beginnt die Überlegung, was ist Moral? Hat Moral was mit Vernumpft zu tun? Wenn ja, müsste die Vernumpft den "Schandtaten" ja eigentlich wider sprechen.
Doch in deiner fiktiven Welt, scheint es ja ein wenig anders zu sein.
Vernumpft benutzt der Mensch, um frei zu sein. So sind die Menschen in dieser Welt doch nicht wirklich "frei". Sie orientieren sich an diesem einem Gott. Alles was er treibt und befiehlt ist richtig, damit in deren Augen "vernünftig".
Somit bleibt den Menschen garkeine andere Möglichkeit, als die von Gott ausgeführten Handlungen bzw. Aussagen zu befolgen und als richtig an zu sehen. Damit wird es keinen geben, der je daran zweifeln wird (ausgegangen davon, dass alle zu 100% ihrem König/Gott stehen und es niemanden gibt, der ihn kritisieren würde!).
Auf Wunsch entfernt
Re: Moral in einer fiktiven Welt
von DeepSchizo am 12.04.2013 20:03@Sama: Grundsätzlich hast du da schon recht. Alles, was Menschen denken, ist irgendwie subjektiv. Allerdings versuchen wir zumindest näherungsweise objektiv zu handeln. Die Ethik ist eine praktische Philosophie. Es gibt also vielleicht keine absolut gültigen Aussagen, weil so etwas wie perfekte Gerechtigkeit nicht exisitiert... aber es ist zumindest eine Annäherung.
Der menschliche Organismus folgt gewissen Regeln, das wird dir jeder Psychologe und Biologe bestätigen^^ Wenn man also Menschen am Schlafen, Essen etc. hindert (Folter), dann schadet man anderen Menschen. Dasselbe trifft auf Mord aus persönlichen Motiven hin (z.B. Rache).
Es gibt also gewisse Rahmenbedingungen. Die UN-Menschenrechte sind nicht vollkommen frei auslegbar! Es gibt natürlich Grenzfälle und außerdem ist eine Reaktion auch immer schwer einzuordnen, aber wer aktiv die Freiheiten des anderen einschränkt (siehe Definition von Gewalt), der vergeht sich am Menschen.
@Mattusch: Richtig, hier noch einmal mit anderen Worten:
Vernunft ist nur der Versuch, objektiv zu denken. In unserer Welt sind andere Menschen die Objekte, anhand derer wir uns orientieren. In der fiktiven Welt ist in erster Linie Gott das Objekt.
LoopyAndLun...
Gelöschter Benutzer
Re: Moral in einer fiktiven Welt
von Samaraner am 12.04.2013 23:26Sie sind ja auch nicht universell und stellen selbst eine gewisse Moralvorstellung da.
Egal was du für Vorstellungen hast und wie viele Menschen sie teilen, es kann immer jemand sagen dass er es komplett anders sieht. Objektiv gibt es kein Bewertungskriterium um zu bestimmen wer im Recht ist; eine absolute Legitimation ist weder theoretisch noch praktisch möglich.
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Re: Moral in einer fiktiven Welt
von Shanea am 10.05.2013 22:13Ja es wäre moralisch verwerflich.
Mit welchen Recht darf ein Mann über einer Frau stehen und es sei selbst in einer Welt wo laut diesen Regeln dann, wieder in Ordnung wäre?
Ich als Frau habe immer den Wunsch mit einen Mann auf gleicher Stufe zu stehen und nicht ihm untergeordnet zu sein, und mich nicht in der Position einer Dienerin fühlen zu müssen, unabhängig davon empfinde ich so obwohl es die Emanzipation Frauenrechte gibt, selbst wenn es sie nicht gäbe, Frauen würden den Wunsch danach automatisch irgendwann von alleine wieder verspüren und sich gegen ein Unterdrücken gegen ihr Geschlecht als Frauen anfangen zu wehren, glaubs oder glaubs nicht daher, ja ich finde das moralisch nicht richtig.
Es geht nicht um ethische Grundsätze, jeder/jede spürt selbst in seinen inneren was falsch und richtig ist, dafür braucht es keine moralischen Grundsätze, das wäre dann in einer Welt wo es diese alle Grundsätze nicht gäbe, irgendwann genauso der Fall.
Wäre dem nicht so, hätte der Mensch kaum angefangen sich für seine Grundrechte als Mensch stark zu machen und das ist denk ich der beste Beweis dafür, das wir solche Richtlinien nicht brauchen, sondern mehr den Wunsch danach haben Uns solche zu erschaffen.